Sigismund von Luxemburg und die Burgstätte des Berges Tabor 1437/2017

27. 6. 2017  •  publikoval(a): Jakub Smrčka  •  rubrika: Nezařazené

I. Europa am Beginn des 15. Jahrhunderts

Die christliche Gesellschaft im spätmittelalterlichen Europa litt unter den Bedrohungen von außen und unter inneren Zerwürfnissen. Die größte Gefahr von außen stellten die osmanischen Türken dar, die über den Balkan weiter nach Norden vordrangen. Aus Asien kam ein noch grausamerer Feind – eine Pestepidemie. Nicht weniger wurde Europa von eigenen langwierigen Konflikten gequält.

Der Hundertjährige Krieg

Im Jahre 1415 setzte sich das letzte Rad des Hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich in Bewegung. Der englische König Heinrich V. besiegte die französische Übermacht bei Azincourt und versuchte, seine Ansprüche auf den französischen Thron geltend zu machen. An der Eroberung des gesamten Königreichs hinderte die Engländer Jeanne d´Arc. Sie verkörperte den nationalen Widerstand gegen den Feind und half dabei, die Krönung Karls VII. von Valois zum französischen König durchzusetzen. Noch bevor sie 1431 von den Engländern hingerichtet wurde, konnte sie einen Brief nach Böhmen schicken, der die Hussiten zum Gehorsam gegenüber der Kirche in Rom aufforderte.

Die polnisch-litauische Union gegen die Deutschen Ritter

Polen, wo ab 1386 der litauische Herzog Wladislaw Jagiello herrschte, versuchte bereits ab dem 13. Jahrhundert, den Eroberungszügen des deutschen Ritterordens im Baltikum zu trotzen. Im Jahre 1410 siegten Polen und Litauer über das Ordensheer bei Grunwald (Tannenberg). An der Schlacht beteiligten sich auch zahlreiche Tschechen, und das auf beiden Seiten. Im polnischen Heer diente auch Jan Žižka. In den anschließenden Verhandlungen verließ sich der Orden auf die Unterstützung durch den römischen König Sigismund von Luxemburg und des Konzils von Konstanz. Im Jahre 1431 brach ein neuer bewaffneter Konflikt aus. Zwei Jahre später führte der Waisenhauptmann Jan Čapek von Sány als Söldner des polnischen Königs seine Kämper bis an die Ufer der Ostsee.

Das päpstliche Schisma und die weltliche Macht

Das alte Ringen zwischen dem Papst und den weltlichen Herrschern um die oberste Macht über die christliche Welt bedeutete für das 15. Jahrhundert ein unheilvolles Erbe. So als hätte das Streben der Prälaten nach Vermögen und weltlicher Macht nicht schon gereicht, ab 1378 hatte die katholische Kirche zwei Päpste. Einer saß in Avignon, der andere in Rom. Das Konzil in Pisa versuchte 1409, mit der Suche nach einem neuen Kirchenoberhaupt die Einheit wiederherzustellen, doch beide bisherigen Gegenpäpste wollten nicht auf ihr Amt verzichten. Die Verhältnisse unter den drei Päpsten, die sich gegenseitig nicht anerkannten, bedeuteten eine Zuspitzung des moralischen Verfalls der Kirche. Erst auf dem Konzil in Konstanz gelang es, einen Papst zu wählen, der vom gesamten christlichen Europa akzeptiert wurde.


II. Der Glanz der Luxemburger Dynastie (1308–1415)

Der Aufstieg auf der europäischen Bühne

Der Aufstieg der Luxemburger im mitteleuropäischen Raum ist mit dem Luxemburger Grafen Heinrich verbunden, der im November 1308 zum römischen König gewählt und später auch in Rom zum Kaiser gekrönt wurde. Im Jahre 1310 erlangte er für seinen Sohn Johann das Erbe der Přemysliden in Böhmen. Johann von Luxemburg konnte sich nach dem Tode seines Vaters (1313) nur dank eines Kompromisses mit den widerständischen böhmischen Herren in Böhmen und Mähren halten. Obwohl er sich selbst nicht auf dem römischen Königsthron durchsetzen konnte, verstand er es doch, durch eine Kombination von Krieg und Diplomatie die Macht der Dynastie in Luxemburg und im Königreich Böhmen auszubauen. Die Kehrseite dieser großzügigen Politik war eine hohe Verschuldung.

Johanns Söhne mit přemyslidischem Blut – Karl IV. und Johann Heinrich – waren im Wettstreit der mitteleuropäischen Dynastien noch erfolgreicher. Karl bestieg als böhmischer König erneut den reichsdeutschen Thron in Aachen und den Kaiserthron in Rom. Er setzte ein Reichsgesetzbuch durch, hatte jedoch mit der geschriebenen Form des Gesetzbuches in Böhmen kein Glück. Der Herrschaft seiner Dynastie in dem Staatengebilde, das er als Krone des Königsreichs Böhmen bezeichnete, versuchte er, einen heiligen, von Gott auserwählten Stempel aufzudrücken. Bis heute erinnern an ihn monumentale Bauten: der Veitsdom, der Altstädter Brückenturm oder die Burg Karlštejn. Trotz der zielgerichteten Bemühungen um Stabilität und Frieden konnte Karl Krisenerscheinungen in der damaligen Gesellschaft nicht verhindern, vor allem den Verfall der Kirche und gesellschaftliche Zwietracht, die begleitet wurden von Epidemien, Judenpogromen und dem Aufschwung von Ketzerbewegungen.

Eine zerstrittene Generation

Zwischen den Mitgliedern der dritten Generation von Luxemburgern, Wenzel, Sigismund, Johann von Görlitz und ihren Cousins Jost und Prokop, die in Mähren herrschten, herrschte kein familiärer Zusammenhalt. Zuerst wurde Sigismund von seinen Verwandten unterstützt, die ihm dabei halfen, die Herrschaft in Ungarn zu erlangen, doch ab dem Ende des 14. Jahrhunderts trugen die Luxemburger zu häufig Konflikte zwischen sich selbst und mit ihren Untertanen aus. Zwischen Jost und Prokop wüteten unendliche Kriege, Jost und Sigismund stellten sich wiederholt gegen das älteste Familienmitglied, Wenzel, der nicht in der Lage war, für sich die notwendige Autorität einzufordern. Zu Streits der Luxemburger kam es außerdem in einer Zeit der Spaltung der katholischen Kirche. Der passive Wenzel kam im Jahre 1400 um den römischen Thron, um den zehn Jahre später Jost und Sigismund einen Streit austrugen.

In Böhmen und Mähren führten die Unruhen zu einem Aufschwung von Räuberbanden und der Durchsetzung des Rechts des Stärkeren. Unter den Gelehrten und dem einfachen Volk verstärkte sich die Sehnsucht nach einer Reform der Kirche und der gesamten kranken Gesellschaft. Apokalyptischen Ansichten zufolge musste die Menschheit eine Reihe von Katastrophen und Plagen durchlaufen, ehe Christus erneut auf Erden erscheinen würde, um das wuchernde Übel zu besiegen und Gerechtigkeit zu schaffen.


III. Sigismunds politische Erfolge und Niederlagen

Auch wenn Sigismund impulsiv und heißblütig war, liebte er Verhandlungen hinter den Kulissen und Diplomatie. Oft handelte er ohne Skrupel, doch er konnte auch nachgeben und einen Kompromiss akzeptieren. Es machte ihm Spaß zu herrschen, doch als Heerführer konnte er keine Lorbeeren ernten.

Der heiße Süden Europas

Gegen die Türken erlitt er bereits 1396 eine katastrophale Niederlage bei Nikopol, wo er auf der Flucht fast in der Donau ertrank. In den folgenden Jahren beschränkte er sich auf die Verteidigung der südlichen Grenze von Ungarn. Hierher wollte er die Deutschen Ritter aus dem Baltikum und die restlichen hussitischen Feldheere verlegen. Sigismund versuchte auch den Einfluss Venedigs in Dalmatien zu brechen, doch erfolglos. In die chaotischen italienischen Verhältnisse griff er auch deshalb ein, weil der Weg zur Kaiserkrone nach Rom führte.

Die Reform der Kirche und des Reichs

Die Einberufung des allgemeinen Konzils in Konstanz (1414-1418) war Sigismunds größter Erfolg. Er zwang die zerstrittenen Vertreter der Kirche, das päpstliche Schisma zu beseitigen. Er lud Johannes Hus zum Konzil ein, um es ihm zu ermöglichen, seine Lehre öffentlich zu verteidigen. Hus´ Weg zu einer besseren Kirche lehnte das Konzil jedoch ab, und Sigismund verhinderte die Verbrennung des böhmischen Predigers nicht, weil er fürchtete, das Konzil könne sich vor der Klärung des Schismas auflösen. Später unterstützte Sigismund ein weiteres Konzil, das ab 1431 in Basel tagte. Es sollte erneut die hussitische Frage und die Reform der Kirche behandeln. Diesmal schloss das Konzil mit den Hussiten eine Vereinbarung und stimmte dem Kelch für Laiengläubige zu. Neben den Verhältnissen in der Kirche versuchte Sigismund mehrmals, den Zustand des römischen Reichs zu verbessern. Er schlug eine neue Unterteilung der Reichsgebiete vor, eventuell eine Allianz der Reichsstädte und des Adels, um der Macht der großen Reichsfürsten die Stirn zu bieten. Da die persönlichen Interessen zu unterschiedlich waren, hatte er nur teilweise Erfolg.

Ein europäischer Friedensstifter

Als römischer König fühlte sich Sigismund verpflichtet, in Europa den Frieden aufrechtzuerhalten. Im Jahre 1416 reiste er nach London, um die Engländer und Franzosen zum Handeln zu bewegen. Beide Seiten waren aber nicht gewillt, auf ihre Ansprüche auf den französischen Thron zu verzichten. Auch stand es nicht in Sigismunds Macht, die Ursachen des Konflikts zwischen Polen und dem Deutschen Ritterorden zu beseitigen, umso mehr, weil er auf Seiten des Ordens stand. Er versuchte aber, im Baltikum ein Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, um die Polen von einer Unterstützung für die böhmischen Hussiten abzubringen. Dazu nutzte er die Konflikte zwischen dem polnischen König Wladislaw und seinem Bruder, dem litauischen Fürsten Witold.


IV. Das Privatleben des europäischen Herrschers

Zwangsehen

Als Person des öffentlichen Lebens hatte Sigismund wenig Zeit für ein Privatleben. Seine beiden Ehen wurden aus politischen Gründen geschlossen. Seine erste Frau, Maria von Ungarn, war Erbin des polnischen und des ungarischen Thrones. Aufgrund des Widerstands der ungarischen Magnaten ehelichte Sigismund Maria erst 1385. Im Mai 1395 starb Maria nach einem Sturz vom Pferd, außerdem soll sie noch eine Frühgeburt gehabt haben. Sigismund bekam erst mit seiner zweiten Frau, Barbara von Cilli, ein Kind. Ihr Vater, der steierische Graf Hermann II. von Cilli, erreichte 1401 die Ehe als Gegenleistung für Unterstützung gegen den aufständischen Adel. Die Ehe Barbaras mit dem 24 Jahre älteren Sigismund war anfangs glücklich und mit der Geburt der Tochter Elisabeth im Jahre 1409 gesegnet. Im Jahre 1419 schlitterte die Ehe in eine Krise, angeblich wegen Untreue der reizenden Barbara mit dem deutschen Ritter Johann Wallenroth. Das Ehepaar versöhnte sich zwar, doch fortan lebte es getrennt.

Das Leben bei Hofe

Sigismund soll „vor Verlangen nach Frauen nur so gebrannt“, gern Wein getrunken und mit seinen Kumpanen gescherzt haben. Zu seinen engsten Vertrauten bei Hofe gehörten der Herzog von Siebenbürgen Stibor von Stiborice, der Palatin Nikolaus von Gara, Hermann von Cilli und der Florentiner Philippo Scolari, genannt Pipo Spano. Im Dezember 1408 gründete Sigismund in Ofen den ritterlichen Drachenorden. Diese repräsentative Gemeinschaft vereinte nicht nur die Getreuen des Königs, sondern auch gekrönte Häupter aus ganz Europa. In seiner Freizeit widmete sich Sigismund der Jagd in den Wäldern von Zvolen und der Burg Víglaš. Gern angelte er auch in der Donau, zu seinen Fängen zählten auch Beluga-Störe, die bis zu vier Metern lang werden. Sein Liebling war der Narr Antonio Tallander, genannt Mossén Borra. Während eines Kreuzzugs der Luxemburger nach Böhmen geriet der Narr in hussitische Gefangenschaft.

Ein schwieriger Charakter und eine angeschlagene Gesundheit

Berüchtigt wurden Sigismunds Wutausbrüche. In seinem Charakter zeigten sich auch Berechnung und Grausamkeit. Das cholerische Temperament des Königs hing mit seinen rheumatischen Beschwerden zusammen. Der Luxemburger wurde im höheren Alter von der Gicht geplagt, die von der Hüfte bis in die unteren Extremitäten ausstrahlte, des Weiteren litt er unter chronischem Schnupfen und Schwindel, was mit seinem hohen Blutdruck zusammengehangen haben kann. Der Hofarzt Sigismund Albík von Uničov warnte den Herrscher auch vor übermäßigem Sex, zu viel Wein und fettem Fisch. Am Ende seines Lebens geriet Sigismund offensichtlich ins Schlepptau seiner Berater, insbesondere von Reichskanzler Kaspar Schlick. Außerdem erfuhr er von den Intrigen seiner Frau, die die Nachfolge von Sigismunds Schwiegersohn Albrecht V. von Habsburg verhindern wollte. Er ließ Barbara internieren, doch vier Tage später, am 9. Dezember 1437 starb er, wahrscheinlich an Krebs. Sigismunds sterbliche Überreste, die in Großwardein begraben wurden, sind nach der Zerstörung der dortigen Kathedrale durch die Türken verschollen.


V. Sigismund und die böhmische Krone

In die böhmische Geschichte trug sich Sigismund von Luxemburg bereits Ende des 14. Jahrhunderts ein, als er in die Konflikte zwischen den mährischen Markgrafen Prokop und Jost eingriff. Im Jahre 1402 riss Sigismund für kurze Zeit sogar statt seines Bruders Wenzel IV. die Macht in Böhmen an sich. Trotzdem betrachtete man ihn allgemein nach Wenzels Tod als berechtigten Erben des böhmischen Thrones.

Der rothaarige Drache

Sigismund war sich darüber im Klaren, welches Hindernis auf dem Weg zu böhmischen Krone die Hussitenbewegung darstellte. Deshalb versuchte er auf dem Konzil von Konstanz, Johannes Hus und die katholische Kirche miteinander zu versöhnen. Als 1419 die Revolution ausbrach und sich Bürger und nichtadelige „Kerle“ an die Spitze der Bewegung stellten, versuchte Sigismund, die Lage mit Gewalt zu klären. Dass er die Kreuzritter in das Land holte, in dem er herrschen wollte, vergaßen ihm die Hussiten nie. Der Landtag zu Tschaslau im Jahre 1421 lehnte Sigismunds Nachfolge ab. Lorenz von Brösau bezeichnete Sigismund als rothaarigen Drachen, die hussitische Propaganda schuf dann die Vorstellung eines Ungeheuers aus der Apokalypse, des Symbols für den Antichristen. Ihm gegenüber stand Jan Žižka, der als „christlicher Ritter“ und als Inhaber des Schlüssels für das Tor zum Himmlischen Jerusalem dargestellt wurde.

Der Weg zu den Kompaktaten und zur Krone

Mit dem Tod des unversöhnlichen Žižka flammte für Sigismund ein Fünkchen Hoffnung auf. Die Jahre der Herrschaft der hussitischen Bruderschaften und die damit verbundenen Kriege stärkten die Stimmen, die nach einer Einigung mit dem König riefen. Auch die Taboriten und der ostböhmische Waisenverband hegten ein Interesse an der gesetzlichen Durchsetzung der vier Prager Artikel. Im April 1429 boten die Hussiten bei der ersten persönlichen Begegnung in Bratislava den Thron an, im Gegenzug verlangten sie die Anerkennung der vier Artikel: „… ändere deinen Willen, befreie die Wahrheit, und du wirst die Prager Gemeinde und die Tschechen gewinnen“. Sigismund musste jedoch auch die Haltung der katholischen Kirche berücksichtigen. Erst der Sieg der Hussiten über die Kreuzritter bei Taus im Jahre 1431 zwang das Baseler Konzil zur Suche nach einem Friedenskompromiss. Die Taboriten und weitere radikale Hussiten stellten sich gegen die Vereinbarung mit dem Konzil, da diese nur auf eine Anerkennung der Freiheit des Kelchs hinauslaufe. Gegen die Radikalen schlossen sich dann der katholische und der kalixtinische Rest des Landes zusammen, und am 30. Mai 1434 wurden die Radikalen bei Lipany geschlagen. Während das Konzil die bedingte Anerkennung des Kelchs bewilligte, versprach Sigismund dem hussitischen Adel und den Städten Zugeständnisse in politischen Fragen und beim Vermögen. Im August 1436 fanden in Prag die Krönungsfeierlichkeiten statt. Nun musste man sich nur noch mit der Burgstätte auf dem Berg Tabor einigen.


VI. Sigismund und Tabor während der hussitischen Revolution

Ab der Gründung der Stadt gehörten die Taboriten zu den ärgsten Gegnern von König Sigismund. Schließlich aber siegte auf beiden Seiten der politische Verstand, gestützt von der Erschöpfung aufgrund der Revolutionskriege. Der König wollte die Krönung in Prag erreichen, dazu benötigte er die Zustimmung der Festung Tabor. Die Taboriten, die nach der Schlacht bei Lipany um den größten Teil ihrer militärischen und politischen Macht gekommen waren, begrüßten die Möglichkeit, sich hinter der königlichen Autorität und den königlichen Gesetzen zu verstecken.

Großmacht Südböhmens?

In Südböhmen stützte sich Sigismund auf die Königsstadt Budweis und den reichsten Magnaten des Landes, Ulrich II. von Rosenberg. Ulrich aber war bereit, einen Waffenstillstand mit Tabor auch ohne Rücksicht auf den König zu schließen. Die Stadt bedeutete doch schon seit den Zeiten Jan Žižkas eine zu große militärische Macht. Nach Žižkas Tod gelangte Prokop der Kahle an die Spitze der Taboriten. Unter seiner Führung dehnten diese ihre Besitztümer in Böhmen aus, auch zu Lasten des hussitischen Prags, sie besetzten eine Reihe von Festungen in Mähren und Schlesien. Prokop der Kahle war der geistige Verwalter des taboritischen Feldheeres. Die Stadt selbst und ihr umfangreiches Vermögen in der Gegend leiteten ein Ältestenrat und der von ihm gewählte Herrscher, der Stadtrat, eigene Priester mit Nikolaus von Pilgrams an der Spitze, die obersten Hauptmänner der einheimischen Bereitschaft. Anfang der 30-er Jahre des 15. Jahrhunderts lebten in Tabor etwa 600 Familien, die Bürger wurden durch Handwerk und Kriegsbeute reich.

Die Einigung mit Sigismund

Nach der Niederlage bei Lipany trotzte Tabor unter dem neuen obersten Hauptmann Jan Roháč von Dauba Sigismund noch ein Jahr. Die blutige Niederlage des einheimischen Heeres bei Křeč im August 1435 brachte Friedrich von Straßnitz, einen Verfechter der Versöhnung, in die Leitung der Stadt. Die Taboriten verhandelten mit dem König unabhängig vom Rest des Landes. Deshalb leisteten sie im Sommer 1436 in Iglau während der Ausrufung der Baseler Kompaktate dem König noch keinen Eid. Bis Ende des Jahres erhielten sie schrittweise Garantien für politische und vermögensrechtliche Privilegien. Nur die Priester von Tabor stimmten der Vereinbarung mit dem Baseler Konzil nicht zu und behielten sich die Freiheit ihres Bekenntnisses vor.


VII. Sigismunds Privilegien für Tabor

Mit dem Jahre 1437 endet die Feindschaft zwischen Sigismund von Luxemburg und der Gemeinde von Tabor. Die mehrmonatigen Verhandlungen, die im Herbst 1436 in Vertretung des Königs von Ulrich II. von Rosenberg mit der Seite von Tabor mit Friedrich von Straßnitz und Vertretern der Gemeinde Tabor an der Spitze geführt wurden, gipfelten in der Erteilung von drei Privilegien an Tabor.

Das erste Privilegium erteilte Sigismund von Luxemburg der Gemeinde von Tabor am 25. Januar 1437. Damit erhob er Hradiště (die Burgstätte) zu einer Königsstadt. Die Gemeinde erhielt eine Reihe Rechte und Freiheiten, die auch die Prager Altstadt genoss. Tabor und seine Bewohner waren in gerichtlichen Angelegenheiten nur dem Herrscher unterstellt. Dieser erteilte Tabor auch das Strafrecht, also das Recht, verurteilte Straftäter hinzurichten, was sich auf jeden Menschen ohne Ansehen von Stand und Alter bezog.

Die Stadt erhielt das Recht, zweimal wöchentlich Märkte und zwei Jahrmärkte zu veranstalten, deren Termine mit denen im verschwundenen Alttabor korrespondierten. Das Privilegium sicherte der Stadt für weitere sechs Jahre die freie Schöffenwahl. Diese Freiheit verlängerte sich schließlich bis zum Jahre 1452. Tabor erhielt auch eine neue Form seiner Abbildung auf dem Stadtsiegel, die es auch für das Stadtwappen übernahm.

Die Erteilung des zweiten Privilegiums folgte bereits am 30. Januar 1437. Dieses sicherte Tabor die Pfändung der Waren des Klosters Launowitz (zwei Städtchen und 33 Dörfer) und den Wald von Dobronice in einem Wert von 2.400 Schock Groschen. Die verpfändeten Waren konnte der Herrscher für den angeführten Betrag mit einer einjährigen Kündigungsfrist freikaufen. Das zweite Privilegium sicherte mehreren Dienern von Tabor Grundvermögen auf den von den Hussiten eingenommenen Gütern.

Das letzte Privilegium erhielt die Stadt erst am 26. März 1437. Erst jetzt wurde die hussitische Gemeinde rechtlich selbstständig. Bisher nämlich lag sie auf Grundstücken der Herren von Alttabor. Das Privilegium gestand Tabor den Erbbesitz des Dominiums Alttabor mit zwei Städten zu, nämlich dem untergegangenen Alttabor und der Burgstätte bzw. Tabor mit einer Reihe von Dörfern und der verlassenen Feste Sedlec.

Sämtliches erteiltes Vermögen ließ Sigismund von Luxemburg in die Landestafeln eintragen. Den Wortlaut der Privilegien mussten alle Untertanen das Königreichs Böhmen, Richter, Burggrafen und Unterkämmerer (königlicher Beamter für die Königsstädte) respektieren.


Übersetzung ins Deutsche: Silke Klein


Zikmund Lucemburský a Hradiště hory Tábor 1437/2017

Sigismund von Luxemburg und die Burgstätte des Berges Tabor 1437/2017

výstava u příležitosti 600. výročí udělení práv královského města Táboru od římského císaře a českého krále Zikmunda Lucemburského

uspořádali: město Tábor a Husitské muzeum v Táboře
autoři výstavy: Kateřina Nimrichtrová, Mgr. Jitka Vandrovcová, PhDr. Zdeněk Vybíral, Ph.D., Mgr. Zdeněk Žalud, Ph.D.
anglický překlad: Mgr. Eva Vybíralová
německý překlad: Silke Klein
grafické zpracování: Viva Design, s.r.o.
tisk a výroba: ???
Instituce propůjčující grafické podklady a reprodukční práva:
Ernée Michal: Gotické kamnové kachle z hradu a zámku v Českém Krumlově. Archeologické výzkumy v jižních Čechách,(Supplementum 5), České Budějovice – Praha, 2008, s. 104; Kunsthistorisches Museum Wien; Österreichische Nationalbibliothek Wien; Slovenský národní archív Bratislava; Správa státního hradu a zámku Český Krumlov; Státní oblastní archiv Třeboň – pracoviště Státní okresní archiv Tábor (fond AM Tábor, inv. č. 1, sign. A I č. 1 a č. 2; fond AM Tábor, inv. č. 2974-6, sign. V A 1-3); Státní okresní archiv Olomouc (fond Archiv města Olomouc, Knihy, inv. č. 97, fol. 1r); Universitätsbibliothek Augsburg